Moderation: | Barbara Pfeifer Deutsche Nationalbibliothek - Frankfurt am Main, Deutschland |
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Themenkreis: | 10 - Information erschließen und recherchieren - aktuelle Entwicklungen und Perspektiven | |
Zeit: | Donnerstag 04. Juni 2009 09:00 - 12:00 | |
Raum: | Halle 3 | Raum 2 | |
In einer sich zunehmend vernetzenden Informations- und Medienlandschaft, die den Web-Benutzern weltweit eine schier unabsehbare Informationsflut bietet, sind überregional angewendete normierte Daten unabdingbar, um in der Recherche das Wesentliche aufzufinden und gleichzeitig von unwesentlichem Ballast zu trennen. Für die Suche im deutschsprachigen Raum bilden die im ganzen Bibliotheksektor und darüber hinaus verwendeten überregionalen Normdateien PND, GKD und SWD ein standardisiertes Vokabular für alle wesentlichen Sucheinstiege, und ermöglichen es, in systemübergreifenden Recherchen Ressourcen und Informationen eindeutig zu identifizieren, zu kontextualisieren und zuzuordnen. Im VIAF-Projekt werden die deutschsprachigen Normdateien darüber hinaus mit anderen führenden internationalen Normdateien vernetzt, um die Recherche auch über Landes- und Sprachgrenzen hinaus zu optimieren.
In sechs Präsentationen sollen einige der neuen Entwicklungen und Praxisbeispiele im Bereich der Normdateien vorgestellt werden.
Die Veranstaltung ist gedacht als ein Treffpunkt für alle Normdatenanwender mit Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch auch über die angebotenen Themen hinaus.
Stefan Grund 1, Armin Kühn 2
1Deutsche Nationalbibliothek - Frankfurt am Main, Deutschland; 2Bibliotheksservice-Zentrum Baden Württemberg - Konstanz, Deutschland
Vorgestellt werden Planung und Durchführung des Projekts, Funktionsweise der Schnittstelle sowie ein Erfahrungsbericht zur Anwendung des Online-Redaktionsverfahrens für die SWD.
Barbara Pfeifer
Deutsche Nationalbibliothek - Frankfurt am Main, Deutschland
Vorgestellt werden die neuen Entwicklungen im Projekt Virtual International Authority File, die Erweiterung der Kooperation um weitere Teilnehmer und Normdateien sowie die geplante Benutzerplattform und die Benutzerdienste.
Dr. Rüdiger Hoyer
Zentralinstitut für Kunstgeschichte - München, Deutschland
Der seit 1950 geführte „Münchner Sachkatalog“ des Zentralinstituts für Kunstgeschichte repräsentiert und erschließt mit seinen ca. 1 Mio. Einträgen für Bücher und Aufsätze bzw. Miszellen einen sehr großen Teil der fachlichen Literaturproduktion der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gehört seit jeher eigentlich in die Reihe der großen Fachbibliographien (Répertoire d’art et d’archéologie, Bibliography of the History of Art). Aber erst die mit Mitteln des Freistaats Bayern begonnene EDV-Konversion der bislang im Wesentlichen nur lokal zugänglichen Informationen erlaubt deren angemessenen Einsatz als thematische Schlüssel nicht nur im Fachverbundkatalog www.kubikat.org, sondern im fachlichen WWW-Kontext allgemein. Die mit der französischen Firma Jouve durchgeführte Konvertierung zunächst von ca. 375.000 Personen und Personen/Werktitel-Einträgen stützt sich auf einen weitestgehend automatisierten Workflow, in dem mittels eines elaborierten Algorithmus ein Abgleich der Einträge mit individualisierten PND-Daten realisiert wird. Das Referat resümiert die zum Erreichen eines seriösen Ergebnisses notwendigen Analyse- und Kontrollverfahren und bilanziert Aktiva und Passiva des Normdateneinsatzes.
Ergänzend wird ein mehrjähriges Projekt des Kunstbibliothekenverbundes erläutert, in dessen Verlauf die für das Fach Kunstgeschichte fachlich relevanten SWD-Sätze, namentlich Sätze mit Indikator s, dazu verwendet wurden, durch ein Mapping ein proprietäres Sachbegriffsystem abzulösen, in einem weiteren Schritt aber mit einer neuentwickelten fachsystematischen Gliederung mittleren Differenzierungsgrades zu integrieren, die in der fachverbundeigenen Online-Umgebung wirksam wird. Die hierbei wie auch bei der EDV-Konversion gewonnenen Erfahrungen werfen Licht auf Möglichkeiten und Grenzen der Datenoptimierung mit Normdateien.
Mathias Schindler
Wikimedia Deutschland e.V. - Göttingen, Deutschland
Seit 2005 bindet die deutschsprachige Ausgabe der Wikipedia die PND in den Personenartikeln ein. Haupteinsatzzweck ist die Verlinkung zu den Kataloginhalten der DNB. Die bis 2008 nur in Einzelfällen eingesetzten Weblinks zur SWD sollen künftig systematisch ausgebaut werden. Eine neue Anwendungsform für Wikipedia kam im Herbst 2008 hinzu. Vorgestellt wird die Nutzung der PND, die für diese Nutzung erstellten Werkzeuge und die laufenden Projekte zur Nutzung von PND, SWD und GKD.
Renate Polak-Bennemann, Christina Hengel
Deutsche Nationalbibliothek - Frankfurt am Main, Deutschland
Bereits 2005 wurden von den Standardisierungs- und Anwendergremien (Expertengruppen, Standardisierungsausschuss, Bibliotheksverbünden, Deutscher Nationalbibliothek) die grundlegenden Beschlüsse gefasst, die deutschsprachigen überregionalen Normdateien - PND, SWD und GKD - zu einer Gemeinsamen Normdatei (GND) zu integrieren und hierzu ein Gemeinsames Normdatenformat (GNF) einzuführen. Die Realisierung wurde zeitlich an den Format- und Regelwerksumstieg gebunden. 2009 tritt das Projekt damit in seine entscheidende Phase. In der Präsentation wird ein Sachstandsbericht gegeben, in dem Zeitplan, Formatgrundlagen, Planung zur Datenzusammenführung und noch offene Fragestellungen angesprochen werden.
Jürgen Kett
Deutsche Nationalbibliothek - Frankfurt am Main, Deutschland
Die Suche im Volltext hat die Nutzung von Katalogisaten und Klassifikationen an den Rand gedrängt. Der Grund dafür liegt aber nicht in den funktionalen Vorteilen dieser Art der Suche, sondern darin, dass sie das am leichtesten zu automatisierende Verfahren darstellt: Ressourcen sind im Internet als Volltext verfügbar.
Die für eine strukturierte Suche notwendigen strukturierten Metadaten müssen zwar in den meisten Fällen erst generiert werden, und dazu sind entweder aufwendige technische Verfahren oder manuelle Arbeit erforderlich. Aber selbst diese Lücke wird inzwischen an vielen Stellen durch Initiativen außerhalb des Bibliothekswesens geschlossen: Verlage und Vertriebe generieren von sich aus Metadaten, weil sie damit ihre Auffindbarkeit im Netz und damit potentiell auch die Verkaufszahlen steigern. Wissensplattformen wie Wikipedia und andere Web2.0-Mit-Mach-Systeme erzeugen Artikel und Metadaten zu Publikationen und deren Kontext, und bilden damit eine perfekte Ergänzung zur Volltextsuche. Mit dem Einstieg von Google in das Digitalisierungsgeschäft fiel zudem noch eine weitere Hürde: Orginäre Print-Publikationen sind plötzlich mit Volltexttechnologie verarbeitbar.
Die traditionelle Erschließung muss sich fragen lassen, welchen Mehrwert sie zur Zeit noch bietet bzw. in Zukunft bieten könnte. Welchen Qualitätszuwachs bewirken sie im Gros der Nutzungsszenarien? Braucht das Internet die traditionellen bibliothekarischen Erschließungsverfahren oder macht es sie mittelfristig obsolet?
In diesem Vortrag wird dargelegt, warum gerade die Normdaten hierzu die passende Antwort sein könnten: Indem diese dem nicht in Schwung kommen wollenden Semantic Web den notwendigen Schub versetzen. Beispielhaft wird anhand des Projektes "Contentus" diskutiert, wie den Normdaten dieses Meisterstück gelingen könnte.